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Die Tabletten sind so groß, dass Sie sie kaum schlucken können. Das Medikament gibt es nicht in der Wirkstärke, die Sie benötigen. Die Ärztin oder der Arzt verschreibt gezielt ein Mittel in höherer Stärke, von dem Sie nur die Hälfte einnehmen müssen. So hält die Packung länger, was Kosten spart. Es gibt genügend Gründe, warum Patienten ihre Tabletten teilen beziehungsweise teilen sollen.

Vielen Menschen bereitet das Probleme: Es bilden sich Brösel, die Hälften sind nicht gleich groß, die Pillen sind winzig oder es fehlt eine Bruchkerbe. Besonders ältere Menschen haben Mühe, Medikamente zu halbieren. Eine Untersuchung im Krankenhaus zeigte, dass über 70 Prozent[1] der über 81-Jährigen nicht in der Lage waren, ihre Tabletten zu teilen.

Risiken beim Tabletten teilen

Das Zerkleinern birgt Gefahren. Sind die Tablettenhälften unterschiedlich groß, sind auch die Wirkstoffmengen nicht gleich. Ist die Tablette grundsätzlich nicht dazu geeignet, die Dosis durch Teilen zu halbieren, können die Hälften noch so identisch sein: Die Wirkstoffmenge wird sich unterscheiden. Diese Tabletten darf man nur teilen, um sie besser einnehmen zu können. Den Arzneimitteln kann man allerdings nicht ansehen, zu welcher Kategorie sie gehören.

Klaus Langer, Professor für Pharmazeutische Technologie in Münster, sagt dazu: „Fachpersonal kann beurteilen, ob eine Teilung von Tabletten zur Dosisanpassung möglich ist. Aber Laien tun sich hier oft schwer: Es besteht die Möglichkeit, dass die Wirkstoffmenge schwankt.“ Dadurch kann das Mittel plötzlich stärker wirken und Nebenwirkungen hervorrufen. Oder es ist zu schwach dosiert und hilft nur unzureichend. Manche Arzneistoffe (zum Beispiel Omeprazol) werden von der Magensäure zerstört, weshalb die Tabletten mit einem magensaftresistenten Überzug versehen sind. Zerkleinern Sie ein solches Präparat, fällt der Wirkstoff schützende Effekt weg.

Andere Mittel sollen ihre Wirkung über den ganzen Tag entfalten, sogenannte Retardtabletten. Aus der speziell hergestellten Tablette entweicht gleichmäßig eine kleine Menge Wirkstoff und nicht alles auf einmal. Brechen Sie ein solches Medikament auseinander, wird die Arznei unkontrolliert freigesetzt. Dies kann unter anderem bei Schmerzmitteln gefährlich werden.

Die Angabe der Teilbarkeit in der Packungsbeilage ist leider nicht Pflicht. Das sollte sich ändern!

Welche Tabletten darf man teilen?

Nur wenn sich im Beipackzettel ein entsprechender Hinweis findet, dürfen Sie die Tablette mit gutem Gewissen in zwei Hälften teilen. Bruchkerben lassen zwar vermuten, dass Sie das Präparat brechen dürfen, dies ist jedoch keine Garantie. Denn manche Tabletten enthalten eine Bruchkerbe nur, damit Sie sie von anderen Arzneien besser unterscheiden können - sogenannte Zierbruchrillen.

Welche Tabletten sollte man nicht teilen?

Besitzt die Tablette keine Bruchkerbe, dürfen Sie das Mittel normalerweise nicht zerteilen. Aber auch die Kerbe ist kein eindeutiges Zeichen. Außerdem wenn im Beipackzettel nicht explizit steht, ob das Präparat teilbar ist. Laut Experte Langer ist das ein Problem: „Die Angabe der Teilbarkeit in der Packungsbeilage ist leider nicht Pflicht. Das sollte sich ändern!“

Sogenannte Weichgelatinekapseln und Dragees lassen sich meistens ebenfalls nicht zerkleinern. Oft kann man kaum erkennen, ob eine Filmtablette mit einem speziellen Überzug versehen ist, der sie zum Beispiel magensaftresistent macht. Fragen Sie daher in der Apotheke nach, ob Sie das entsprechende Medikament halbieren dürfen.

So teilt man Tabletten am besten

Wie man eine Tablette am besten teilt, hängt zum einen von Größe und Form der Tablette ab. Zum anderen davon, mit welcher Technik Sie das Arzneimittel zerkleinern. Es erfordert eine gewisse Geschicklichkeit, um ein Präparat mit den Fingern zu halbieren. Wenn, dann sollten Sie mit den Fingerspitzen die Bruchrille fixieren und kurz und kräftig zudrücken. Bereitet Ihnen diese Methode Probleme, kann ein Tablettenteiler helfen. Lassen Sie sich die richtige Anwendung in der Apotheke erklären.

Küchen- oder Brotmesser zum Teilen zu verwenden, ist umstritten. Eine Untersuchung des Zentrallabor Deutscher Apotheker[2] kam allerdings zu eher positiven Ergebnissen: Die meisten Tabletten mit Bruchkerbe ließen sich gut mit dem Messer teilen. Wichtig sei, kein spitzes Messer zu verwenden, die Tablette auf eine weiche Unterlage zu legen und auf beiden Seiten des Messers gleichmäßig Druck auszuüben. Die meisten Experten raten davon jedoch ab. Auch Professor Langer. Er sagt: „Die Bruchstücke können wegspringen, außerdem zerbröselt die Tablette leicht.“

Teilen Sie Ihre Tablette von Hand, beachten Sie Folgendes:

So geht es richtig: Gewölbte Tabletten mit der Bruchkerbe nach oben auf eine Tischplatte oder einen Teller legen. Dann von oben mit einem Finger drücken. Die Tablette bricht dann an ihrer sogenannten Sollbruchstelle.

So geht es richtig: Gewölbte Tabletten mit der Bruchkerbe nach oben auf eine Tischplatte oder einen Teller legen. Dann von oben mit einem Finger drücken. Die Tablette bricht dann an ihrer sogenannten Sollbruchstelle.

Flache Tabletten mit der Bruchkerbe nach unten drücken.

Flache Tabletten mit der Bruchkerbe nach unten drücken.

Tabletten mit kleiner Bruchkerbe lassen sich gut mit Daumen- und Zeigefingerspitzen beider Hände brechen.

Tabletten mit kleiner Bruchkerbe lassen sich gut mit Daumen- und Zeigefingerspitzen beider Hände brechen.


Quellen:

  • [1] Prof. Dr. med. Walter E. Haefeli: Tabletten teilen. Therapeutische Umschau, Verlag Hans Huber: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/... (Abgerufen am 30.11.2022)
  • [2] Mona Tawab, Gabriele Lühr, Janine Bohnet, et.al.: Messer doch nicht so schlecht wie ihr Ruf, Tabletten teilen. Pharmazeutische Zeitung: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/... (Abgerufen am 30.11.2022)
  • Walid A.Habib, Abdulaziz S. Alanizia, Magdi M. Abdelhamid: Accuracy of tablet splitting: Comparison study between hand splitting and tablet cutter. Saudi Pharmadeutical Journal: https://www.sciencedirect.com/... (Abgerufen am 30.11.2022)
  • R. Quinzler, W. E. Haefeli: Tablet splitting. Therapeutische Umschau : https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/... (Abgerufen am 30.11.2022)
  • Verrue cC., Mehuys E., Boussery K., et. al.: Tablet-splitting: a common yet not so innocent practice. JAN - Leading Global Nursin Research: https://onlinelibrary.wiley.com/... (Abgerufen am 30.11.2022)